Mir war es vorher gar nicht bewusst, in was für ein Wespennest ich da stechen sollte, als ich vor einigen Tagen den offenen Brief an hunderte von 2D-Strichmännchen-Animationskünstler schrieb.
Passend dazu habe ich mich dann in ihrer Community angemeldet und meinen Vorschlag dort auch gepostet. Ich meinte ihnen ja gar nichts Böses, hatte nur diese, sicherlich in ihren Augen vollkommen spleenige Idee, einfach mal die Gewalt herauszulassen und eine Kunst zu erschaffen, die sich innerlich heilsam anfühlt.
Uh, ich muss gestehen, dass ich gar keine Ahnung hatte, was Strichmännchenkultur bedeutet. Vornehmlich soll es sogar um massive Gewalt gehen, das wäre doch das erste, was einem einfallen würde, wenn wir zwei Strichfiguren-Akteure in der 2D-Animationssoftware aufeinander treffen lassen. Abbau von Aggressionen und so. Irgendein Krieg in der Welt ist nichts gegen das, was die Strichfiguren in dieser Community schon bluten mussten.
Hmmm, na gut. Das musste ich erst einmal verstehen. Es ging den im Forum aktiven Animationskünstlern tatsächlich um die Kultur. Ich muss für diese Menschen wirklich wie ein babylonischer Tiefnasenkröppling gewirkt haben oder so etwas. Hatte noch nichts animiert in meinem Leben (doch: gestern ist meine allererste Animationsszene mit eigenem smooth shading Charakter fertiggeworden), und will ihnen etwas von gewaltfreien Strichmännchenfilmen erzählen… 🙂 🙂
Einer hat mir eine Freundschaftsanfrage gesendet. Wir verstehen und akzeptieren uns, obwohl wir vollkommen andere Meinungen haben. Das ist gut so.
Dann machen wir eben mit anderen 2D-Animateuren eine gemeinschaftliche Produktion zusammen, um der Welt (und Gaia) zu zeigen, wir können auch liebevolle Strichfigurenfilme erschaffen.
Das Schönste an Strichfiguren ist ihre Schlichheit. Da kann jeder animieren, der sich eine beliebige Animationssoftware herunterlädt, einfach ein paar Wochen herumprobiert, bis die Basisfunktionen verstanden sind, und schon lässt sich damit eine richtige Geschichte erzählen. Mit Kamerazooms und -schwenks und allem, was dazu gehört.
Was beim Lernen jetzt zum Start so mühsam für mich war: Erstmal einen eigenen Character sauber genug hinzubekommen! Egal, in welcher Software, das ist schon richtig kompliziert, wenn es halbwegs akzeptabel aussehen soll. Ein Strichfiguren-Character dagegen ist entweder in der Software schon als Beispiel vorhanden oder sonst ruckzuck selbst aus einer Grafikvorlage mit Gelenken versehen. Es braucht noch nicht einmal ein Gesicht. Das bekommt man hin.
Also gut, ich nehme die kreative Herausforderung an und werde mir ein Animations-Kooperationsprojekt mit gewaltfreien und inspirativen Themenfeldern überlegen und hier in meinem Blog sowie in zahlreichen 2D-Animationsfilm-Communities bekannt geben.
Wenn sich dann fünf Animateure melden, machen wir etwas Kurzes zusammen. Wenn sich 50 melden, machen wir vielleicht etwas Längeres. Wir schauen einfach mal, wie es sich entwickelt.
Die Idee wird heranreifen.