Die passende Künstlerin für mein Projekt LUNAS ERWACHEN, eine spirituelle animierte Soap Opera, war schnell gefunden. Irgendwann trudelten die ersten Skizzen ein, mit Vorschlägen, wie Lunas Gesicht aussehen könnte. Ein bisschen wie die Tochter eines südamerikanischen Schamanen, dachte ich.
Dann kam das Kleid hinzu, inspiriert von einem Foto, das ich im Internet fand. Zum Schluss wurde mein erster Hauptdarsteller noch einkoloriert und von der Künstlerin Rowyn in zwei verschiedenen Posen gezeichnet, einmal direkt von vorne und noch einmal im 45 Grad Winkel von der Seite. Bei 2D-Animationen brauchen wir für jede Perspektive einen neuen Charakter.
Bevor Luna auch nur einen einzigen Schritt in der zweidimensionalen pastellig-rosa-violetten Welt meiner geplanten Animationsserie machen konnte, brauchte sie Knochen und Gelenke.
Diesen Prozess nennt man in der Animationsfachsprache das Rigging. Und weil es für Anfänger nicht gerade einfach ist, ein halbwegs akzeptables und sauberes Ergebnis hinzubekommen, wollte ich diese Arbeit ursprünglich an einen Fachmann abgeben.
Das war ganz am Anfang, als ich noch eine Crowdfunding-Aktion über ca. 2.000 EUR für meine Serie geplant hatte, um als kreativen Grundbaustein zumindest die Kosten für die professionelle Entwicklung der ersten drei Charaktere gedeckt zu bekommen. Meine eigene Arbeit wollte ich mir nicht bezahlen lassen, dazu war es viel zu sehr ein Herzenshobbyprojekt.
Als sich dann aber herausstellte, dass der Rigging-Guy doch nicht so vertrauenswürdig war, wie ich zuerst glauben wollte, nutzte ich das Erlebnis als Chance zum Umdenken. So lernte ich also, wie man das Rigging selbst macht. Das sparte nicht nur Geld, sondern ich lernte auch eine ganz wichtige Grundlage der Animationskunst.
Es gab zwar genügend Video-Tutorials zum Thema, trotzdem verbrachte ich viele Stunden und Tage mit Ausprobieren und Fehlermachen, um die Grundlagen zu meistern und Luna zu ihren ersten animierten Schritten zu verhelfen.
Eine große Hürde war Lunas Kleid. Natürlich hatte ich vorher nicht daran gedacht, wie schwierig es sein könnte, wenn mein erster animierter Charakter keine Hosen trägt, sondern ein langes Kleid. Wo sind denn dann die Beine, was bewegt sich da eigentlich, wenn Luna ihre Schritte in einem langen Kleid macht?
Das war wirklich nicht gerade Anfängerstufe… Ich war drauf und dran, aufzugeben!
Aus dem Kleid wurde kurzerhand ein Hosenanzug. Wie ein Kleid sah es dann nur aus, wenn die Beine nahe genug zusammenstanden. Diese Lösung funktionierte zwar, allerdings war es nicht ganz, was ich im Charakter von Luna zeigen wollte. Sie ist eher ein Rebell, und ihr Kleid trägt sie, weil sie sich nicht in die allgemein vorherrschende maskuline Kleiderordnung einreihen möchte.
Dann kam mir eine Idee: Was, wenn ich hinter ihrem Hosenanzug nochmal den gleichen Kleiderstoff als zusätzliches Accessoire an ihren Gürtel anhänge? So wurde der Zwischenraum verborgen, der sich zeigte, sobald Luna ihren ersten Schritt machte.
Als ich diesen zusätzlichen Kleiderstoff bei jedem Zwischenschritt (Frame) noch ein bisschen mit animierte, erweckte es tatsächlich die Illusion, als ob sich Luna in einem langen, wallenden Kleid bewegte.
Dabei konnte der Stoff sogar leicht hin- und herschwingen, wenn sie ihre Schritte auf dem 2D-Theaterparkett machte. Genial! Ich mochte den Effekt. Nicht perfekt, aber gut genug.
Weiter ging es mit dem Animieren von Lunas Gesicht…
(Fortsetzung folgt!)